Lili, das ungewollte Kind, lernt früh, sich zwischen ihren zerstrittenen Eltern dolmetschend zu behaupten, lernt (mit Lust) zu intrigieren. Ihre bemerkenswerte Musikalität, ihre Selbstinszenierung fallen beim Großartigkeits-Stil der Zeit auf fruchtbaren Boden. Sie sieht sich als „Pamina“, die in Sehnsucht vergeht nach „Tamino“, dem Prinzen aus dem Nichts. Realiter ist das Johnny, ihr Geliebter, Johann Ohne: ein schöner Mann, ein mittelmäßig begabter Taugenichts – den zu lieben sie beschlossen hat. Der „Weltenbrand“ um sie herum interessiert sie kaum.
Ihr „fanatischer“ Aufbruch in die „neue Zeit“ macht sie taub gegenüber fremdem Leid. Erst als ihr Instinkt für Macht nicht mehr wirkt, verwandelt sie sich endgültig in die Königin der Nacht, die mit wuchtigem Zorn auf Kränkung und Machtverlust reagiert. Und dabei verliert.
Nach dem Zusammenbruch des Naziterrors wird geschwiegen oder zurechtgebogen – Ein packendes Stück deutscher Existenz und Geschichte zwischen 1906 und 1989.