Mark Terkessidis

Nach der Flucht

Gesellschaftliche Vielheit als Perspektive

Mi, 21.11.2018 | 19:30 Uhr
Café Central-International im Grillotheater, Theaterpl. 11, 45127 Essen
Eintritt: Eintritt frei

Die Fluchtbewegungen der letzten Jahre mögen ungewöhnlich erscheinen, tatsächlich jedoch sind heute Migration, Mobiltät und Vielfalt der Normalfall. Aber sind wir auch darauf vorbereitet? Leben wir nicht mental oft genug noch im 19. Jahrhundert? Müsste die Vielheit nicht schon längst zur DNA gehören? Wenn bei den Unter-Sechsjährigen in den deutschen Städten die Kinder mit Migrationshintergrund in der Mehrheit sind, klingt die Rede von der „Integration“ antiquiert.

Vielheit ist heute vielmehr eine unhintergehbare Bedingung (post-)moderner Gesellschaften. Das ist weder ein Grund zur Verniedlichung (Vielfalt tut gut o.ä.) noch für Weltuntergangsphantasien (Wir schaffen uns ab…). Wichtig ist es, die Perspektive zu wechseln: Der Blick sollte sich nicht mehr ständig auf die „Probleme“ der „Anderen“ richten, die „integriert“ werden sollen, sondern auf die Institutionen, Organisationen und Einrichtungen unserer Gesellschaft – sie benötigen einen langfristigen Vielheitsplan, um angesichts der Verschiedenheit „fit“ für Vielheit zu werden und dabei die Fähigkeit zur Zusammenarbeit lernen können.

Das bedeutet auch, dass wir eine intensivere Diskussion über Rassismus brauchen, denn Anti-Diskriminierung ist in der demokratischen Gesellschaft kein „Nice-to-have“, sondern essentieller Bestandteil von Gesellschaftspolitik.