Zum 16. Mal wiederholt sich in diesem Jahr der Glücksfall „Literatürk“.
Im Corona-Jahr 2020 ist das Thema der Zukunft gewidmet: „Haste mal ’ne Zukunft?“ erinnert vermutlich nicht von ungefähr an den bekannten Spruch „Haste mal ’ne Mark?“ Wer so fragt, hat nicht viel zu verlieren und hofft auch nicht wirklich auf eine Lösung seiner Probleme, eher auf ein Trostpflaster, eine Aufmunterung. Eher deutet dieser lakonische Spruch auf die dahinter liegende Verzweiflung. Im Jahr 2020 gäbe es nun auch wieder reichlich Stoff für Verzweiflung jeder Art: die Corona-Pandemie hat viele Menschen in Existenzkrisen gestürzt. Die Verzweiflung in den Ländern mit autoritären, antidemokratischen Strukturen, Bürgerkrieg und Gewalt führt zu fortgesetzten Flüchtlingsdramen – in Europa am sichtbarsten rund um das Mittelmeer und zuletzt deprimierend in das Bewusstsein zurückgerufen: auf der Insel Lesbos im Lager Moria. Verzweiflung wird auch sichtbar in den Bürgerbewegungen „Fridays for future“ oder auch „Black lives matter“. Diese Aufzählung ließe sich vielfach erweitern. Und alle Dramen rufen verzweifelt nach Zukunftsperspektiven.
Auch in diesem Jahr wird das Festival Literatürk wieder jungen, ebenso wie erfolgreichen, Autorinnen und Autoren ein Forum bieten und Raum geben für ebenso mutige wie streitbare Positionen und vielleicht sogar für Zukunftsperspektiven.
Den Verantwortlichen rund um Semra Uzun-Önder, Fatma Uzun und Johannes Brackmann danke ich sehr für ihr beharrliches Engagement und wünsche dem Festival viel Erfolg, aufregende Begegnungen und zahlreiche neue Freundinnen und Freunde der Literatur!
Muchtar Al Ghusain
Kulturdezernent, Essen