Man hat jemand “zum Fressen gern”, “verzehrt” sich nach ihm, findet ihn “zum Anknabbern”. In Teilen klingt unsere Sprache der Liebe nahezu kannibalisch. Diesem “Hunger nach Liebe”, der solch eine Sprache erst zutage bringt, nähert sich Senthuran Varatharajah in seinem zweiten Roman. Darin erzählt er zwei Geschichten. Eine handelt vom 9. März 2001: An diesem Tag tötet A in seinem Haus in Rotenburg den B – so, wie sie es vorher vereinbart haben. Anschließend zerteilt er ihn und verleibt sich Teile von ihm ein, indem er sie isst. Die andere Geschichte handelt von der Trennung des Ich-Erzählers und dem Jahr danach. Auch in ihr wird passagenweise die Sprache der Liebe bis zum Äußersten getrieben. Mit lyrischer Intensität und philosophischer Strenge erzählt »Rot (Hunger)« davon, dass der Mensch, den wir lieben, immer zu weit entfernt ist. Und davon, dass er immer fehlt – auch wenn er vor uns steht. Das ist eine Liebesgeschichte. Mit diesem Satz beginnt der Roman und erzählt von der Einsamkeit des Körpers und unserer Sprache der Liebe.