Die Erzählungen in Saša Stanišićs neuem Buch »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne« drehen sich um das ständige Grübeln an den Weggabelungen unserer Biografie. Er fragt, was geschehen wäre, wenn man nicht diese eine Entscheidung getroffen, sondern eine ganz andere gewählt hätte.
Was wäre passiert, wenn man sich den Erwartungen widersetzt hätte? Und wäre es nicht faszinierend, ein Leben probeweise zu erleben, bevor man es wirklich lebt? Stanišić bringt diese Überlegungen auf den Punkt, indem er unterschiedliche Charaktere in ebenso ungewöhnliche wie nachvollziehbare Situationen versetzt:
Eine Reinigungskraft, die beschließt, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen. Ein Justiziar, der betrügt, um seinen Sohn im Memory zu schlagen. Und ein Schriftsteller, der auf Helgoland erkennt, dass er schon einmal dort gewesen ist.
Jede dieser Geschichten verwebt die Frage nach verpassten Chancen und alternativen Wegen mit einer Prise absurden Humors, wodurch sie gleichermaßen zum Nachdenken anregen und unterhalten.
2024 wurde Stanišić für diesen Erzählband mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig ausgezeichnet. Der Band erschien 2024 im Luchterhand Verlag.
Eine Veranstaltung der Buchhandlung Proust in Kooperation mit den Essener Filmkunsttheatern und dem Festival Literaturdistrikt.